Drucker-Spezifikationen entschlüsseln

Die Spezifikationen eines Herstellers für einen Drucker enthält einige mögliche Fehlerquellen für Missverständnisse zwischen Hersteller und Käufer. Vor dem Kauf sollten Sie also eventuell die eine oder andere spezielle Angabe beim Hersteller/Händler hinterfragen.

Druckgeschwindigkeit

Wieviele Seiten pro Minute

Die Druckgeschwindigkeit wird normalerweise mit Seiten pro Minute ausgegeben, englisch abgekürzt ppm (pages per minute). Diese Geschwindigkeit gilt für die Ausgabe im Kopiermodus, d. h. eine Seite wird wiederholt ausgegeben. Diese Druckgeschwindigkeiten werden Sie im Normalbetrieb bei vielen Druckern kaum erreichen. Normalerweise druckt man ja ein Dokument bestehend aus unterschiedlichen Seiten mit Text, Grafik und Bildern.Die Maximalgeschwindigkeit erreichen Sie wohl, wenn ein Dokument mehrmals gedruckt werden soll und der Drucker die Funktion Rip-Once-Print-Many unterstützt. Dies wird auch Mopier oder Workset-Technologie genannt. Dafür benötigen Sie jedoch wahrscheinlich zusätzlich eine Festplatte oder aber viel Speicher im Drucker, damit dieser die einmal berechneten Seiten zwischenspeichern kann.
Zudem ist die Druckgeschwindigkeit bei vielen Druckern von der eingestellten Auflösung abhängig. Die Hersteller geben diese Umgebungsparameter teilweise mit an. Oft findet man dazu jedoch keine Angaben und Sie müssen damit rechnen, das die angegebene Geschwindigkeit nur im schlechtesten Modus erreichbar ist. Wenn ein Drucker beispielsweise einen Muster- (Draft), Normal- und Fotomodus unterstützt, dann druckt er vielleicht maximal 16 Seiten/Minute im Draftmodus und 4 Seiten/Minute im Fotomodus.
Die Effektivität eines Druckers testen einige unabhängige Labors (zB Bertl). Dort wird ein definierter Satz von typischen Büro-Jobs gedruckt und die Druckzeiten verglichen. Denn selbst, wenn die Kopiergeschwindigkeit zweier Drucker gleich ist, dies sagt noch lange nichts über die Effektivität oder Geschwindigkeit im normalen Bürobetrieb aus. Da gibt es teilweise erhebliche Unterschiede.

Automatischer beidseitiger Druck

Die Geschwindigkeit wird bei Duplex-fähigen Druckern für ein- und zweiseitigen Druck getrennt angegeben. Drucker die automatisch beide Seiten eines Blattes bedrucken können, bedrucken diese Seiten langsamer als im einseitigen Druck, schließlich muss das Blatt im Drucker gewendet werden. Nun werden Sie vielleicht eine Angabe 25 Seiten/Minute für Simplex (einseitigen) und 20 Seiten/Minute für Duplex (beidseitigen) Druck finden. Die Angabe für den Duplexdruck bezieht sich dann auf die bedruckten Seiten oder auch Images (Druckbilder). Dies bedeutet dann bei 20 Seiten/Minute Duplex erhalten Sie 10 Blatt pro Minute und bei Simplexdruck eben 25 Blatt, einmal beidseitig und einmal einseitig bedruckt.

Initialiserungszeit

Über die Angabe "Erste Seite nach x Sekunden" (First Page Out Time, FPOT) erhalten Sie die Dauer, die der Drucker benötigt um aus dem Stand heraus eine Seite zu drucken. Dies ist um so wichtiger, desto länger der Drucker für seine Initialisierung benötigt. Der Grossteil aller Jobs ist laut Umfragen um die drei Seiten lang. Hier ist die eigentliche Druckgeschwindigkeit von geringerer Bedeutung. Die Initialisierungszeit ergibt sich zum Beispiel aus dem Hochfahren des Laser-Spiegelrotors, Aufheizen der Fixierung und anderen Baugruppen, die nicht ständig in Betriebsbereitschaft gehalten werden.

Aufwärmzeit

Die Aufwärmzeit gibt an, wie lange ein Drucker aus einem Energiesparmodus benötigt, um druckbereit zu sein. Bei langsamen Farblaserdruckern können Sie da schon mal mit 120 Sekunden rechnen. Natürlich möchte man Energie sparen, also schaltet man den Energiesparmodus ein. Nun möchte man aber auch nicht lange auf einen Ausdruck warten, also beachten Sie die Angabe zur Aufwärmzeit, wenn Sie Drucker vergleichen.

Druckleistung

Alle Drucker werden für bestimmte Zielgruppen konzipiert. Obwohl Sie versuchen können, mit einem Tintenstrahldrucker Hochglanz-Prospekte im Gross-Seriendruck zu fertigen, werden Sie dabei entweder bettelarm oder aber ständig auf diegewünschten Auflagenzahlen warten. Einige Drucker sind halt dafür gebaut, mal hier oder da eine farbige Seite auszugeben. Andere hingegen können ohne Schwierigkeiten mehrere Tausend Seiten am Tag produzieren. Die entsprechende Herstellerangabe dazu finden Sie unter empfohlenes oder maximales "Monatliche Druckvolumen" ("Duty Cycle" oder genauer Average Monthly Print Volume = AMPV). Leider fehlt machmal der Hinweis auf empfohlen oder maximal und der Unterschied kann schon mal 1 zu 10 oder höher sein. Dies bedeutet, das Sie vielleicht einen Drucker für 30000 Seiten/Monat kaufen und bei dem das monatliche Druckvolumen mit 30000 Seiten angegeben ist, aber diese Angabe die absolute Maximal-Leistung ist. Der Drucker ist aber eigentlich nur für 3000 Seiten im Monat ausgelegt und bei Ihrer Beanspruchung dann ständig defekt.
Bei Farbdruckern wird teilweise noch zwischen der monatlichen Druckleistung bei Farb- und Schwarzweissdrucken unterschieden.

Verbrauchsmaterial

Bei den Verbrauchsmaterialien gehört immer die Angabe der Laufleistung bei einer bestimmten Deckung dazu. Oft fehlt diese oder ist nur sehr schwer zu erfahren. Die Laufleistung wird normalerweise bei 5% Deckung (und für die Seitengrösse DIN A4) angegeben. Wobei meist der Dr. Grauert Brief als Vorlage dient. Leider schwanken die Deckungsangaben im Bezug auf diesen, überalteten, Brief zwischen 3 und 5%. Nun ja, die Hersteller gehen jedenfalls hin und drucken eine Seite mit definiertem Deckungsgrad so lange, bis das Verbrauchsmaterial X (zum Beispiel Tinte oder Toner Gelb) aufgebraucht ist. Das wird mehrmals wiederholt und gemittelt und der Hersteller gibt dies als Laufleistung an. Was meist nicht genannt wird, ist die verwendete Auflösung. Verständlicherweise verbraucht eine Seite, die Sie im Draft-Modus drucken weniger Toner/Tinte etc., als dieselbe Seite im Fotomodus gedruckt. Da können dann schon mal Abweichungen zu Ihren Verbrauchsmaterial-Erfahrungen nach dem Kauf eines Modells entstehen.
Einige Hersteller geben Ihnen auch Seitenkostenübersichten an die Hand, auf denen die Gesamtdeckung und die Kosten einiger Beispielseiten aufgeführt sind. Bei dieser Gesamtdeckung müssen Sie sich jedoch fragen, wie hoch der Schwarzanteil ist, denn farbige Verbrauchsmaterialien sind zum Teil doppelt so teuer, wie schwarze.
Ausser dem Toner fallen bei vielen Laserdruckern noch weitere Verbrauchsmaterialien an. Manche Hersteller nennen diese jedoch nicht direkt. Zu diesen Teilen gehören Drucktrommeln oder -bänder, die Fixiereinheit, Transferwalzen und andere Materialien, die vom Kunden regelmäßig getauscht werden müssen. Bei Tintenstrahldruckern sollten Sie beispielsweise auch das zu verwendende Spezialpapier mit in Ihre Kostenanalyse einbeziehen.
Die Laufleistung mancher Verbrauchsmaterialien ist zudem nicht-linear von der Deckung abhängig oder bei Farb- oder Schwarzweissdruck unterschiedlich. Andere Verbrauchsmaterialien sind nur fest an die Seitenleistung gekoppelt, egal was Sie drucken.
Siehe auch: Wie ermittelt man Seitenkosten?

Papierzufuhr, Papiergrössen und Papiergewichte

Bei den möglichen Papierzufuhren, sprich Papierschächten, müssen Sie darauf achten, dass das von Ihnen gewünschte Format in dem von Ihnen gewünschten Gewicht auch aus einem Schacht gezogen werden kann. Schwere Papiergewichte (Gramaturen) sind bei einigen Druckern nur über die Zusatz- oder Einzelblattzufuhr nutzbar! Zudem werden nicht alle Papierformate aus allen Zufuhrmöglichkeiten unterstützt. Beides ist natürlich ärgerlich, wenn Sie grössere Mengen bedrucken wollen. Bei einigen Druckern gibt es weitere Einschränkungen, beispielsweise bei automatischen Duplexdruck oder in der bedruckbaren Fläche. So gibt es Drucker, die automatischen Duplexdruck nicht unterstützen, wenn das Papier aus dem Zusatzfach gezogen wird. Alle Drucker können meist das verwendete Papierformat nicht bis zum Rand bedrucken. Meist beträgt dieser nicht bedruckbare Bereich bei Laserdruckern ca. 4-5mm. Einige Hersteller bieten jedoch auch Drucker an, die randlos drucken können. Allerdings bedeutet die Unterstützung von Überformaten, zum Beispiel 330x457mm nicht unbedingt, das Sie eine A3-Seite darauf mit Schnittmarken drucken können. Vielleicht kann der Drucker bei diesem Format nur 305x430mm bedrucken, hat also grössere nicht bedruckbare Ränder. Bei Tintenstrahldruckern kann der Rand am unteren Ende einer Seite auch schon mal 2,5cm betragen.
Bei Umschlägen gibt es meist weitere Einschränkungen bezüglich Material und Zufuhr. Manche Drucker unterstützen Umschlag-Formate nur aus der Zusatzzufuhr oder speziellen Briefumschlagszuführungen. Andere können Umschläge aus allen Schächten ziehen. Bei Umschlägen sollten Sie unbedingt darauf achten, das Ihre Umschläge ohne Schwierigkeiten im Drucker laufen.
Benutzerdefinierte Sonderformate sind ebenfalls ein Entscheidungskriterium für den einen oder anderen Drucker. Werden freie Formate unterstützt? Welche Minimal- und Maximalgrössen sind möglich? Kann man benutzerdefinierte Formate aus allen oder nur bestimmten Schächten ziehen? Sind freie Formate automatisch beidseitig bedruckbar? Wie werden freie Formate im Drucker und im Druckertreiber unterstützt?

Druckersprache

Bei den unterstützten Druckersprachen ist wichtig, wofür Sie drucken. Wenn Sie nur eigene Dokumente drucken, reicht eine GDI- oder PCL-Drucker aus. Möchten Sie den Drucker in einem Netzwerk betreiben, sollten Sie einen PCL- oder Postscript-Drucker vorziehen. Bei PCL-Druckern müssen Sie berücksichtigen, dass die Druckertreiber der verschiedenen Hersteller den Seitenumbruch in Office-Dokumenten beeinflussen. Dies bedeutet, das ein Dokument auf einem PCL-Drucker eventuell mit anderen Zeilen- und Seitenumrüchen ausgedruckt wird, als auf einem anderen PCL-Drucker. Dies ist in einer Firma, bei der verschiedene Mitarbeiter dieselben Dokumente bearbeiten und auf unterschiedlichen Geräten ausgeben natürlich ein unerwünschter Effekt. Bei Postscript-Druckern gibt es diese Geräteabhängigkeit nicht, zumindest insofern es sich um Original-Postscript-Lizenzen von Adobe handelt. Derartige Lizenzen gibt es beim Quasi-Standard PCL nicht. Bei nachgemachten PCL (also nicht HP-Druckern) kann es schon mal Probleme beim Ausdruck geben. Dasselbe gilt für Postscript-Drucker, die kein Adobe Postscript eingebaut haben. Insbesondere, wenn Sie Dokumente für Druckereien vorbereiten, sollte der Drucker Original Adobe Postscript besitzen.

Optionen

Wenn ein Hersteller Standard-Speichermodule verwendet und Sie nicht die meist teuren Spezialmodule des Herstellers kaufen müssen, ist dies eventuell auch ein Entscheidungskriterium beim Kauf. Hier lohnt sich auch ein Blick auf die Seite des Speicherherstellers Kingston. Bei Festplatten und Netzwerkoptionen bleibt Ihnen meist keine Alternative, obwohl die Hersteller Standard-Festplatten benutzen, sind diese meist auf speziellen Trägern aufgebaut oder mit Spezialkabeln mit dem Drucker zu verbinden.